Material for the inverted classroom
Quelle: http://pix4.qmde.de/www.quotenmeter.de/pics/sonstiges/2019/medien/bobross_ox__W1000xh0.jpg
Die standardisierten HTML-Elemente vereinfachen die Gestaltung einer Web-Applikation enorm, und Formular-Elemente unterstützen sogar komplexe Interaktion in einer den meisten Nutzeris bereits geläufigen Form. Allerdings sind die Gestaltungsmöglichkeiten dadurch recht eingeschränkt. Ebenso übliche Formen der Informationsvermittlung, wie beispielsweise Diagramme, lassen sich damit nicht zur Laufzeit erzeugen. Hierfür nutzt man das HTMLCanvasElement
!
FunFact: Canvas heißt so viel wie Plane, Segel, Markise… aber auch Leinwand.
Das HTMLCanvasElement
stellt eine rechteckige Fläche auf einer Browserseite zur Verfügung, deren einzelne Bildpunkte (Pixel) mit Hilfe von Zeichenbefehlen beliebig eingefärbt werden können. Innerhalb dieser Fläche lassen sich frei Formen und Farben dynamisch generieren.
FunFact: Pixel ist ein Kunstwort, dass sich aus Picture und Element oder Cell zusammensetzt. Eine Rastergrafik, wie sie unsere modernen Monitore darstellen, unsere Kameras liefern oder unsere Webseiten aufbauen, sind aus einer Vielzahl solcher farbiger Pixel zusammengesetzt.
Die Befehle für diese Bildmanipulation stellt das HTMLCanvasElement
aber nicht direkt zur Verfügung, sondern es bietet hierfür spezielle Programmierschnittstellen (Application Programming Interfaces, API) an, die in diesem Zusammenhang CanvasRenderingContext genannt werden. Sie können sehr umfangreich sein und es gibt sie sowohl für 2D- als auch für 3D-Grafikdarstellung z.B. mit WebGL. Mit dem folgenden Code wird ein solcher CanvasRenderingContext für die Bildmanipulation mit zweidimensionalen Zeichenkommandos von einem im DOM vorhandenen Canvas angefordert und eine Referenz darauf gespeichert.
let canvas: HTMLCanvasElement = document.querySelector("canvas");
let crc2: CanvasRenderingContext2D = canvas.getContext("2d");
<canvas>
ein Canvas-Element an.crc2
speichert, wie oben angegeben.crc2.
ein und verschaffe dir einen Eindruck von der Menge der Zeichenbefehle, die dir nun zur Verfügung stehen.Die Pixel des Canvas-Elements werden beim Aufbau des DOMs zunächst mit der Farbe #FFFFFF
, also weiß, besetzt. Daher fällt der Canvas auf weißem Hintergrund nicht ins Auge. Der einfachste Befehl, den Du nutzen kannst um das zu ändern, ist fillRect()
, wobei zunächst die Füllfarbe als Eigenschaft fillStyle
des RenderingContexts definiert werden muss.
crc2.fillStyle = "#FF0000";
crc2.fillRect(0, 0, crc2.canvas.width, crc2.canvas.height);
fillRect
haben. Experimentiere damit.fillRect(...)
, clearRect(...)
und strokeRect(...)
sind die einzigen Zeichenbefehle, die sofort ein sichtbares Ergebnis liefern. Komplexere Formen definierst Du zunächst mit Hilfe eines Pfad-Objektes.
Wenn auch das entstehende Bild am Ende als Rastergrafik vorliegt, die Definition der Pfade erfolgt nach den Regeln der Vektorgrafik. Das bedeutet, dass Du nicht einzelne Pixel manipulierst, sondern mathematische Beschreibungen der zu zeichnenden Formen und ihrer Koordinaten formulierst. Die Rasterung übernimmt dann der RenderingContext wenn die Zeichenmethoden stroke()
und fill()
aufgerufen werden. Daraufhin erst werden die Pixel, die innerhalb oder am Rande des Pfades liegen nach der zuvor definierten Füll- oder Linienvorschrift mit Farbe versehen.
Es gibt allerdings auch Methoden zur direkten Manipulation von Pixeln, die in dieser Lektion aber keine Rolle spielen sollen.
crc2.beginPath();
crc2.arc(100, 100, 20, 0, 1.5 * Math.PI);
crc2.closePath();
crc2.stroke();
arc
bewerkstelligt und was die Parameter bedeuten.closePath()
nicht ausgeführt wird. Warum?Lange Zeit war es erforderlich, Ellipsen als verzerrte Kreise darzustellen oder mit Kurven anzunähern. Mittlerweile gibt es aber auch eine ellipse
-Anweisung.
Mit den Anweisungen moveTo(...)
und lineTo(...)
kannst Du einen Pfad um Linienzüge erweitern. Eine Linie wird dabei nur durch die Endposition definiert, die Startposition ist die Endposition der vorangegangenen Anweisung.
Mit moveTo(...)
und lineTo(...)
kannst Du beliebige eckige Formen darstellen. Wenn es geschmeidiger werden soll, nutzt Du quadratische oder Bezier-Kurven.
Alternativ zu einer Textüberlagerung durch ein weiteres HTML-Element, kann Text auch durch den RenderingContext auf den Canvas gebracht werden. Hierzu dienen die Methoden fillText(...)
und strokeText(...)
und weitere Methoden zur Steuerung der Textausgabe.
Der CanvasRenderingContext bietet noch einige Zeichen- und Stilmittel mehr, studiere hierzu dieses CheatSheet. Damit erhältst Du schnell einen Überblick und kannst die Syntax nachschlagen. Aber auch das ist nicht vollständig. Im Internet findest Du bei Bedarf noch zahlreiche weitere Quellen.
Bei Verwendung der Pfad-Methoden direkt auf dem RenderingContext, wird ein globales Pfadobjekt manipuliert. Mit beginPath()
wird der darin enthaltene alte Pfad gelöscht und ein neuer angelegt.
Es ist aber auch möglich, mit new Path2D()
individuelle Pfadobjekt zu erzeugen und die Pfadanweisungen darauf auszuführen. So kann der Pfad gespeichert und im Laufe des Programms wiederverwenden werden, ohne dass der Algorithmus zur Pfaderstellung wieder durchlaufen werden muss. Zum Zeichnen eines solchen Pfadobjektes wird es schließlich als Parameter der Zeichenmethode einfach mitgegeben.
let path: Path2D = new Path2D();
path.arc(60, 60, 50, 0, 2 * Math.PI);
crc2.stroke(path);
“Render” ist ein relativ unspezifisches Wort und bedeutet lediglich so viel wie “ausführen, machen, tun”. Im Zusammenhang mit digitalen Medien ist meist die Erzeugung eines Bildes anhand gegebener Daten gemeint. Es gibt unterschiedliche Ansätze hierfür.
FunFact: Render als Substantiv heißt auch “Putz”. Die in der 3D-Grafik häufig genannte “Renderpipe” könnte man also falsch als “Putzpfeife” übersetzen.
Es wird zunächst ein Modell der gesamten darzustellenden Szene erzeugt, was fortwährend manipuliert werden kann. Das Rendering-API kümmert sich dann darum, die Szene als Ganzes zu rendern. Ein dir wohlbekanntes Beispiel für ein solches Modell ist das DOM. Es wird automatisch gerendert und so die visuelle Darstellung erzeugt, die das Nutzeri sieht.
CanvasRenderingContext aber arbeitet im Immediate Mode. Es gibt keinerlei Verwaltung für darzustellende Bildteile. Wann, wo und wie jeder Pfad gerendert wird, obliegt vollständig dem Programm, welches den Context nutzt. Sobald ein Zeichenkommando abgearbeitet wird, verändern betroffene Pixel im Zielbild ihre Farbe.
Achtung: Da der Canvas wiederum ein DOM-Element ist, muss der Browser Gelegenheit bekommen, das fertige Bild auf der Seite darzustellen. Eine Endlosschleife beispielsweise wird ihn daran hindern.
Das bedeutet, das nachfolgende Zeichenkommandos die Wirkung der vorangegangenen überschreiben können. Das Bild muss also “von hinten nach vorne” aufgebaut werden. Bildteile, die im Hintergrund liegen sollen, werden zuerst gezeichnet, danach die Bildteile im Vordergrund. Das ist der sogenannte Maleralgorithmus, denn ein Maler arbeitet am effizientesten ebenfalls so.
Das Standard-Koordinatensystem hat seinen Ursprung in der linken oberen Ecke des Canvas, positive Koordinatenwerte steigen horizontal nach rechts an, vertikal nach unten. Angaben sind direkt bezogen auf Pixel, wobei die Koordinate (0.5,0.5) den ersten sichtbaren Pixel ganz links oben referenziert, die Koordinate (canvas.width-0.5, canvas.height-0.5) den letzten sichtbaren Pixel rechts unten.
Achtung: Wie immer bei den digitalen Medien beginnen wir die Zählung mit der 0, daher liegt bei einem Canvas mit der Größe 300x200 der Pixel mit der Koordinate (300, 200) nicht mehr im sichtbaren Bereich.
Als Koordinatenwerte sind nicht nur Ganzzahlen zulässig, sondern auch Fließkommazahlen. Je nach Einstellung des Canvas wird dann beim Rendern der nächste Pixel gefüllt, oder die Farbe halbtransparent auf die umgegebenden Pixel verteilt. Um einen Pixel tatsächlich genau mittig zu treffen, kann es erforderlich sein, Nachkommastellen zu nutzen. Der untenstehende Code erzeugt das nebenstehende Bild (stark vergrößert).
crc2.beginPath();
crc2.moveTo(2.1, 1);
crc2.lineTo(2.1, 10);
crc2.moveTo(4.5, 1);
crc2.lineTo(4.5, 10);
crc2.moveTo(7.5, 1);
crc2.lineTo(10.5, 10);
crc2.stroke();
Eine schräge Linie verläuft immer durch viele Zwischenpositionen. Würden nur die dabei am stärksten berührten Pixel gezeichnet, entsteht ein Treppen-Effekt (Aliasing). Bei der Farbverteilung (Anti-Aliasing) wird dies kaschiert, es entstehen durch die Transparenzen aber neue Farben im Bild und die Linie wird unscharf gezeichnet.
Sollen ähnliche Bildbestandteile, z.B. Bäume, Häuser, Schneeflocken etc., mehrfach in einem Bild auftauchen, ergibt sich ein Problem. Da die Pfade, mit deren Hilfe diese Bestandteile gezeichnet werden, mit absoluten Koordinaten bezogen auf das Standard-Koordinatensystem konstruiert werden, sind diese Informationen fest im Pfad definiert. Selbst wenn keine literalen Werte als Parameter übergeben sondern Variablen genutzt werden, so dass der Code zur Konstruktion wiederverwendet werden kann, muss der komplette Pfad erneut konstruiert werden, wenn der gleiche Bildbestandteil an einer anderen Stelle auftauchen soll.
Hier schaffen Transformationen Abhilfe. Anstatt die Koordinaten und Dimensionen neu anzugeben, kann mit Transformationen das Koordinatensystem verändert werden, auf das sich die Angaben beziehen.
Die Transformationen werden nacheinander ausgeführt und jede weitere Transformation verändert das Ergebnis der vorangegangenen. Tatsächlich existiert nur eine Transformationsmatrix, welche die komplette Transformationskette darstellt. Jedesmal, wenn translate(...)
, rotate()
oder scale()
aufgerufen wird, wird diese Matrix verändert. Bei der Erstellung oder beim Zeichnen eines Pfades wird die Gesamtmatrix mit einer einfachen Matrixmultiplikation auf die Koordinaten angewendet.
Das bedeutet, dass immer wiederkehrende Transformatsaufrufe in der Matrix kumulieren, was in der Regel nicht gewünscht ist. Für dieses Problem gibt es mehrere Lösungsansätze:
resetTransform()
die Gesamtmatrix wieder auf den Urzustand bringensave()
den aktuellen Zustand der Gesamtmatrix speichern, und diesen Zustand später mit restore()
wieder herstellen. Dabei kann auch mehrfach save()
aufgerufen werden, die dabei gespeicherten Zustände werden per restore()
in umgekehrter Reihenfolge wieder restauriert.getTransform()
den aktuellen Zustand der Gesamtmatrix speichern und einer Variable vom Typ DOMMatrix
zuweisen. Mit setTransform(...)
und der Variable als Parameter wird dieser Zustand wieder hergestelltDer CanvasRenderingContext kann Farbangaben als Zeichenketten verarbeiten, wie sie ebenso in CSS3 verwendet werden. Hier hat man also die Auswahl der Farbkodierung und kann die heranziehen, die sich für die Aufgabe am besten eignet. Für eine Serie von Bildelementen, die mit gleicher Farbe aber unterschiedlicher Helligkeit dargestellt werden sollen, ist die Angabe im HSL-Format deutlich leichter zu bewerkstelligen als in den anderen Formaten. Folgende Zeichenketten produzieren alle das gleiche Lachsrot
Format | Zeichenkette |
---|---|
Hexadezimal | #FA8072 |
RGB | RGB( 250, 128, 114 ) oder RGB( 98%, 50%, 45% ) |
HSL | HSL( 6, 93%, 71% ) |
Predefiniert | salmon |
RGB und HSL erlauben (dann auch als RGBA und HSLA bezeichnet) noch einen vierten Parameter, nämlich die Opazität (Alpha) die als Fließkommazahl zwischen 0 und 1 angegeben wird. Zudem ist auch die weniger präzise Angabe mit nur drei hexadezimalen Ziffern möglich.
Zwei Arten von Farbverläufen (Gradients) sind möglich, der lineare und der radiale. Beim linearen werden zwei Punkte auf dem Canvas angegeben, die Farbe verläuft dann vom ersten zum zweiten. Der radiale Farbverlauf wird ebenso mit Hilfe von zwei Punkten aber auch zwei Radien definiert. Damit ergeben sich zwei Kreise zwischen deren Perimetern die Farbe verläuft.
Welche Farbwerte der Verlauf an welchen Stellen erreichen soll, wird mit Hilfe von Haltepunkten auf der Verlaufsstrecke angegeben. Die Lage der Haltepunkte wird dabei nur mit einem einzigen Wert relativ zur Gesamtstrecke bzw. -fläche des Verlaufs definiert. Dabei entspricht der Wert 0 der Position des Beginns und 1 der des Endes des Verlaufs. Der Haltepunkt mit dem kleinsten Wert bestimmt die Farbe bis zum Beginn und darüber hinaus, der mit dem größten die Farbe bis zum Ende und darüber hinaus. Dazwischen laufen die Farben ineinander.
let gradient: CanvasGradient = crc2.createLinearGradient(0, 0, 0, 100);
gradient.addColorStop(0, "black");
gradient.addColorStop(.5, "red");
gradient.addColorStop(1, "gold");
crc2.fillStyle = gradient;
crc2.fillRect(0, 0, 200, 100);
Es ist auch möglich, Füllmuster einzusetzen. Dabei werden verschiedene Quellen für das Muster unterstützt wie Bitmaps, SVG-Bilder oder auch Grafiken, die auf einem Canvas erzeugt werden. Folgender Code liefert nebenstehendes Bild.
let pattern: CanvasRenderingContext = document.createElement('canvas').getContext('2d');
pattern.canvas.width = 40;
pattern.canvas.height = 20;
pattern.fillStyle = '#fec';
pattern.fillRect(0, 0, pattern.canvas.width, pattern.canvas.height);
pattern.moveTo(0, 10);
pattern.lineTo(10, 10);
pattern.lineTo(20, 0);
pattern.lineTo(30, 0);
pattern.lineTo(40, 10);
pattern.lineTo(30, 20);
pattern.lineTo(20, 20);
pattern.lineTo(10, 10);
pattern.stroke();
crc2.fillStyle = crc2.createPattern(pattern.canvas, 'repeat');
crc2.fillRect(0, 0, canvas.width, canvas.height);
Natürlich lässt sich auch die Gestaltung der Linien, die mit der Anweisung stroke()
gezeichnet werden, detailliert kontrollieren. Linien können durchgehend oder unterschiedlich gestrichelt werden, Farben, Gradienten und auch Muster erhalten, sowie die Linienenden und die Ausführung von Knicken in den Linien spezifisch gestalten sein.
Die Anweisungen save()
und restore()
speichern nicht nur die aktuelle Transformationsmatrix zwischen, sondern auch die Stilangaben für die Füllungen und Linien und weitere Informationen, die insgesamt den Zustand (state
) des RenderingContexts beschreiben. Somit ist es möglich, beispielsweise wieder zum vorangegangenen Stil zurück zu kehren, wenn zwischenzeitlich ein anderer benötigt wurde. save()
speichert die Informationen auf einem Ablagestapel (stack), weitere Aufrufe von save()
legen weitere solcher Informationen oben auf. Mit restore()
wird der Stapel von oben nach unten Stück für Stück geleert und die Zustände des CanvasRenderingContexts in umgekehrter Reihenfolge der Speicherung wiederhergestellt.
Lasse die Position der Straße am Horizont um einen zufälligen Betrag zwischen -200 und 200 Pixeln horizontal verschieben, so dass der Fluchtpunkt bei jedem Aufruf des Programms ein anderer ist. Warum werden die Baumreihen mitbewegt?